Über uns

Geboren und aufgewachsen in Hermannstadt, kam ich, Ralf, vor Abschluss der 10. Klasse des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums, 1961 in die Bundesrepublik Deutschland. Nach Abitur in Bethel bei Bielefeld und Bundeswehrdienst begann ich 1967 in Berlin Medizin zu studieren. Mit der Approbation als Arzt in der Hand fand ich es richtig, 18 Monate Entwicklungsdienst in Westafrika (Togo) zu leisten, ehe die Ausbildung zum Laborarzt in Frankfurt, Wiesbaden und Hamburg losging. Vor nicht allzulanger Zeit endete mein Berufsleben, zum Schluss im eigenen medizinisch-diagnostischen Labor. Erst jetzt habe ich so richtig Zeit, mich mit meinen siebenbürgischen Wurzeln auseinanderzusetzen und dabei meine Identität zu ergänzen. Sehr bald begann ich den Pulsschlag meiner Ahnen zu fühlen, deren Daten ich bis ins 17. Jhd. verfolgen konnte (weiter gingen die Kirchenbücher nicht zurück). Dazu kam die Einrichtung eines festen Domizils in Hermannstadt und die Wiedererlangung der rumänischen Staatsbürgerschaft neben der deutschen.

Unterstützt werde ich von meiner Frau Susanne, die in Hamburg geboren und als Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapie tätig ist. Durch ihre Begeisterung für Siebenbürgen und seine Geschichte habe ich meine alte Heimat Hermannstadt neu entdeckt. Entgegen mein anfängliches Sträuben wollte sie 2014 mein Herkunftsland bereisen; intensiv bereitete sie eine Studienfahrt für 25 Mitreisende vor. Seitdem haben wir mit kleinen und großen Gruppen aus Deutschland und sogar Frankreich fast jedes Jahr eine Exkursion auf den Spuren der Siebenbürger Sachsen unternommen. Dabei entstand allmählich der Wunsch, über Spenden hinaus selber aktiv einen Beitrag zum Erhalt dieses einmaligen europäischen Erbes zu leisten.

Bei einem Online-Treffen des Vereins Kulturerbe Kirchenburgen e.V. hielt im März 2021 Prof. Stefan Sauer, Dozent an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, einen faszinierenden Vortrag zum Thema digital angereicherte Realität („augmented reality“). Unverzüglich ging ich daran, mir die geeignete Ausrüstung (Kamera, Stativ, Nodalpunktadapter etc.) anzuschaffen und mich in die 360°x180°-Panorama-Fotografie einzuarbeiten. In Kontakt und Absprache mit der Stiftung Kirchenburgen haben wir deren ausdrückliche und schriftliche Genehmigung für diese Aufnahmen erhalten.

Zu zweit sind wir seitdem bei Hitze und Kälte, bei Wind und Wetter und zu jeder Jahreszeit, bergauf und bergab und über Stock und Stein in ganz Siebenbürgen unterwegs gewesen und haben bislang von über 150 Kirchenburgen ca. 500 Panoramen mit je 80 Einzelbildern aufgenommen. In diesem Zusammenhang haben wir Winkel aufgesucht und Menschen getroffen, die wir sonst niemals kennengelernt hätten. Und auch manche Kirchenburg kennenzulernen war nicht ganz einfach, da man oft keine Burghüter vor Ort findet. Nicht immer ist die im Verzeichnis der Stiftung angegebene Kontaktadresse noch aktuell, oder es geht keiner ans Telefon, oder der Schlüssel passt nicht, oder es ist gerade wegen einer Baumaßnahme oder aus anderen Gründen geschlossen. Leider war es uns in solchen Fällen nicht möglich, auch ins Kircheninnere zu gelangen, obwohl wir manche Kirchenburg bis zu viermal aufgesucht haben. Von diesen Kirchenburgen existiert bis auf Weiteres nur die Außenaufnahme.

Das Motiv zu diesem zeitaufwendigen Projekt setzt sich zusammen aus eigenem Interesse an der Geschichte und der Einzigartigkeit der Siebenbürgischen Kirchenburgenlandschaft  einerseits, wie sie Juliana Fabritius-Dancu nicht besser hätte beschreiben können:

„… denn diese Monumentalbauten sind Leistung einer Gemeinschaft, der sächsischen Bauern, deren Wesensart und Gesinnung, Beharrungswille und Widerstandskraft aus den gedrungenen kubischen Massen der Wehrtürme spricht, aus der ernsten Einfachheit der steinernen Ringmauern.“

Kirchenburgen in Mittel- und Südsiebenbürgen. Von Juliana FabritiusDancu. Verlag Neuer Weg Bukarest 1971

Andererseits aber dem Wunsch, dafür zu werben, dass Andere Lust bekommen, diese auch zu besuchen. Nur noch ein kleiner Teil der Kirchen wird bestimmungsgemäß genutzt. Je mehr Menschen dafür interessiert werden können, desto eher kann es gelingen, große Teile davon auch weiterhin zu erhalten. Darüber hinaus ist es auch eine Dokumentation des Zustands, den wir seit Anfang der 2020er Jahre antreffen: von aufgegebenen oder durch Vandalismus geschädigten (z. B. Dobring), eingestürzten (z. B. Wölz), einsturzgefährdeten (z.B. Werd) Gebäuden bis hin zu solchen, die gerade wieder in neuem, renovierten Glanz erstrahlen (z.B. Hermannstadt, Agnetheln).

(Wer uns noch besser kennen lernen will, erfährt mehr in dem Interview „Als wäre ich nie weg gewesen“ von Hans Reinerth und alles über uns im Büchlein „Kleine Erde, Hermannstadt“. Schiller Verlag Hermannstadt/Bonn, 2019)